Jeden Tag dasselbe Ritual … nachdem Kids und Haustiere versorgt sind, mache ich mir einen Tee und öffne meine Schwangerschaftsapp. Natürlich möchte ich dort nützliche Tipps für meine Schwangerschaftswoche lesen und mich über den aktuellen Entwicklungsstand meines Babys informieren, aber den ersten Blick werfe ich doch immer auf die Übersicht, die mir anzeigt, wie viele Tage noch zu dem großen Tag verbleiben. Ich kann es einfach nicht mehr erwarten. Natürlich bin ich ungeduldig und freue mich darauf, meine Süße endlich ganz nahe bei mir zu haben. Aber da ist noch etwas Anderes … ich finde es einfach schrecklich schwanger zu sein.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Kleine schon jetzt von ganzem Herzen. Sie ist ein absolutes Wunschkind. Trotzdem kann ich es nicht genießen schwanger zu sein und sehne den Tag ihrer Geburt herbei. Denn dann habe ich diese nervenziehenden Wochen endlich hinter mir und kann meinen Schatz in die Arme nehmen.
Aber warum ist das so? Warum kann ich diese Zeit einfach nicht genießen? Schließlich sollte eine Schwangerschaft doch eine wundervolle Erfahrung sein. Nun ja, die Gründe für mein gespaltenes Verhältnis zur „Zeit der freudigen Erwartung“ sind vielfältig.
- Corona: Die gegenwärtige Krise führt natürlich nicht dazu, dass es schöner wird, schwanger zu sein. Neben den Gedanken darüber, wie sich eine Infektion auf die Schwangerschaft, das Baby oder die Geburt auswirken könnte, trüben die Einschränkungen im Alltag die Stimmung. Den Geburtsvorbereitungskurs habe ich ausfallen lassen. Ebenso fiel die Babyparty den Abstandsregeln zum Opfer. Auch ausgedehnte Streifzüge durch Boutiquen und Babyabteilungen wurden auf ein Minimum beschränkt. So hatte ich mir meine dritte Schwangerschaft eigentlich nicht vorgestellt.
Aber wenn ich ehrlich bin, waren auch meine vorangehenden Schwangerschaften keine schöne Zeit. Und damals habe ich mir definitiv keine Sorgen über ein neues Virus gemacht. Trotzdem war ich auch bei meinen Großen nicht gerne schwanger. Das lag an mehreren Gründen:
- Meine Erwartungshaltung: Bevor ich zum ersten Mal schwanger war, war ich der festen Überzeugung, dass schwanger-sein einfach toll ist. Ich hatte dieses Bild von einer wunderschönen, strahlenden Schwangeren, die glücklich durch die Straßen schlendert und voller Vorfreude Strampler und Bodys kauft. Als es schließlich für mich soweit war, fühlte ich mich aber alles andere als schön und strahlend. Und trotz meiner Bemühung das Beste aus dieser einmaligen Zeit zu machen, war ich immer froh, wenn die 40 Wochen überstanden waren. Und obwohl ich nun zum dritten Mal schwanger bin und noch gut in Erinnerung habe, dass meine Schwangerschaften kein Zuckerschlecken waren, tappte ich natürlich wieder in dieselbe Falle und hoffte, dass dieses Mal alles anders werden würde und auch ich endlich mal meine Schwangerschaft genießen könne.
- Der Kampf gegen den eigenen Körper: Irgendwie scheint mein Körper, nicht so richtig verstanden zu haben, wie er während einer Schwangerschaft funktionieren sollte. Noch in jeder Schwangerschaft durfte ich mich in den ersten fünf Monaten mit Blutungen herumschlagen. Das Wissen, dass viele Schwangere davon betroffen sind und auch die Tatsache, dass meine früheren Schwangerschaften trotz diesem Zustand erfolgreich waren, sind nur wenig tröstlich. Jeder Gang zur Toilette wird während dieser Phase von Angst begleitet, jeder Arztbesuch zur Belastungsprobe. Paradoxerweise helfen mir aber gerade die typischen Wehwehchen, wie Übelkeit und Rückenschmerzen, wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen und neues Vertrauen in meinen Körper zu finden.
- Bürokratie: Aufgrund der Blutungen war ich bereits vor Beginn des Mutterschutzes im Krankenstand. Bei meinen großen Mädels habe ich noch studiert. Damals war es ganz unkompliziert. So habe ich damals einfach ein Semester lang nur Kurse ohne Anwesenheitsplicht besucht und brav im Bett gelernt. Im Berufsleben sind solche Komplikationen leider mit sehr viel Aufwand verbunden. So musste ich regelmäßig meine Krankenkasse über meinen Zustand informieren. Das Prozedere ist natürlich aus deren Sicht nachvollziehbar, für mich waren diese Termin aber sehr anstrengend und die Konsequenz daraus waren zumeist stärke Blutungen am folgenden Tag.
- Alltägliche Einschränkungen: Durch den Krankenstand durfte ich natürlich auch nicht arbeiten. Da ich grundsätzlich sehr gerne arbeite, empfand ich diese Einschränkung auch als sehr belastend. Klar, ab und zu mal auf dem Sofa zu liegen und Netflix zu frönen, muss auch mal sein. Aber auf Dauer wird es wirklich eintönig und langweilig. Auch alle anderen Aktivitäten und Unternehmungen waren auf ein Minimum begrenzt. Irgendwann hatte ich einfach nur noch das Gefühl die Decke fällt mir auf den Kopf. Zum Glück geht es mir aber auch in dieser Schwangerschaft im letzten Trimester wieder besser. Nun habe ich nicht mehr das Gefühl das Leben findet ohne mit statt.
- Permanente Unsicherheit: Auch wenn es mir körperlich nun viel besser geht als in den ersten beiden Trimestern, bleibt die Angst ein Stück bestehen. Nachdem ich in den ersten Wochen und Monaten immer wieder dachte, ich hätte unseren Schatz vielleicht verloren, bin ich auch jetzt einfach unsicher. Wirklich ändern wird sich das wohl erst, wenn mein Baby geboren ist und ich mich mit eigenen Augen versichern kann, dass es ihr gut geht.
Auch wenn ich nie genossen habe in anderen Umständen zu sein, bin ich dankbar, dass meine Schwangerschaften bisher trotz Komplikationen positiv verlaufen sind. Und die letzte Zeit werde ich auch noch überstehen. Der heutige Blick in meine Apps zeigt zum Glück auch, dass ich nicht mehr allzu lange warten muss 😉
Wie habt ihr eure Schwangerschaften erlebt? Konntet ihr diese genießen oder wart ihr froh, als die 40 Wochen überstanden waren?
Hallo Simone, ich kann dich so gut verstehen. Ich habe es auch nie genossen schwanger zu sein. Für mich war es einfach nicht toll. Ich wollte meinen Körper zurück. Wenn ich heute Schwangere sehen, dann vermisse ich es zwar, aber ich weiß noch sehr gut, dass das nur die Vorfreude und das besondere Ereignis ist. Das Körperliche würde mir auch heute nicht unbedingt gefallen.
Halte durch, bald hast du es geschafft.
Schönen Tag und LG Nicole
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Liebe Nicole, als ich beim Arzt war und meine Schwangerschaft bestätigt wurde, habe ich mich einfach nur gefreut und wie du bereits gesagt hast, ist die Vorfreude auf unseren Schatz riesig. Nur diese 9 Monat dazwischen sind für mich oft nicht einfach. Aber offensichtlich geht es nicht nur mir so 😉 Danke, dass du deine Erfahrung hier geteilt hast!
Viele liebe Grüße
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Oha, das mit den Blutungen ist ja einfach heftig! Und das in jeder Schwangerschaft – dieses dauernde Gefühl der Sorge muss schrecklich sein. Hut ab, dass du das drei Mal durchstehen konntest!!
Auch ich finde schwanger sein furchtbar. Auch ich habe es mir vorher einfach wunderschön vorgestellt. Dass man mit Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, Rückenschmerzen und später Atemnot durch das in die Rippen tretende Baby hat und einfach nicht
mehr sitzen kann, erzählt ja kaum eine Frau! Also Ja, auch ich fiebere dem Ende meiner jetzigen Schwangerschaft entgegen. Bei mir dauert es nur noch länger als bei dir: 😅 Ich wünsche euch noch alles Gute!!
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Die Blutungen waren wirklich schlimm. Wobei in meinem Fall bisher immer alles gut geendet hat. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie schlimm das für Frauen sein muss, die ihre Babys verlieren.
Ich habe das Gefühl, medial wird einem eingetrichtert, dass schwanger-sein einem ewigen Glücksrausch gleicht. Im Gespräch mit Freundinnen sieht die Sache dann oft ganz anders aus. Aber irgendwie scheint es noch immer ein Tabu zu sein, diese ambivalenten Empfindungen laut auszusprechen.
Ich wünsche dir aber alles, alles Gute für deine Schwangerschaft! Und sobald wir unsere Lieblingen im Arm halten, sind auch alle Beschwerden vergessen 🙂 Alles Liebe
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Das stimmt wirklich! Die Mäuse sind die Mühe wert!
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Liebe Simone!
Du sprichst mir aus der Seele – dieses mediale Bild von einer glücklichen, strahlenden Schwangeren entspricht nicht der Realität. Zumindest nicht meiner und der von vielen Freundinnen.
Meine Schwangerschaft war wirklich keine schöne Zeit, obwohl ich mir das immer gewünscht und ersehnt habe. Zuerst fünf Monate lang wirklich schlimme Übelkeit (und nicht nur morgens!), danach eine Komplikation mit meiner Plazenta, die sich aber zum Glück am Ende der Schwangerschaft wieder normalisiert hat und dann diese wirklich fiesen Wassereinlagerungen und Hämorrhoiden in den letzten zwei Monaten. Du hast mich ja erlebt, ich konnte mich kaum mehr bewegen. Ich bin meinem Sohn so dankbar, dass er mich schon 4 Wochen vor ET erlöst hat, er es gesund zu uns geschafft hat und von der ersten Sekunde seines Lebens so viel Sonnenschein und Liebe zu uns gebracht hat! Ich würde jedesmal wieder all diese Dinge ertragen, wenn am Ende so etwas Einzigartiges und Tolles dabei raus kommt! Ich bin schon gespannt, wie meine zweite Schwangerschaft wird, sollten wir das Glück haben noch einmal schwanger zu werden! 🍀
Und dir wollte ich noch sagen, dass ich wirklich einen riesigen Respekt habe, wie bewundernswert ruhig du alle Komplikationen in deinen Schwangerschaften gemeistert hast! Deine Mädels sind wahre Glückskinder – alle drei! ❤️❤️❤️
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Also ich habe keine Kinder abgesehen von meiner erwachsenen Stieftochter, aber ich Deine Ehrlichkeit ist zum niederknien. Ist bestimmt schön, Dein Kind zu sein…
Ich stelle es mir schon ungeheuer anstrengend vor. Gerade, wenn es in den Sommer geht und klar, dass man sich in Zeiten von Corona doppelt vorsieht bzw. doppelt so besorgt ist.
Ich drücke Dir die Daumen, dass alles gut geht!
LG Nicole
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Danke, liebe Nicole, für dein liebes Feedback!
Liebe Grüße
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https://jennvonmontigny.wordpress.com/2020/08/06/zwei-herzen-ein-koerper/
Bei mir war es ebenso.. die Schwangerschaft empfand ich als Mittel zum Zweck. Das Endresultat liebe ich mehr als den Zustand des schwanger seins ✊🏽
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Danke für dein Feedback! Ich denke, dass es tatsächlich einigen Frauen so geht. Aber die Angst das offen auszusprechen scheint leider noch immer groß zu sein.
Liebe Grüße
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